Seit einigen Jahren weht in schulischer Methodik und Didaktik ein neuer Wind: Kompetenzorientierung ist das Gebot der Stunde. Doch oft stehen direkt dahinter viele Fragezeichen. In diesem Blogbeitrag möchten wir dir daher zeigen, welche Kompetenzen in der Schule relevant sind, wie sie erlernt werden und dir einige Arbeitsmaterialien zur Kompetenzentwicklung vorstellen.
Kompetenzen vs. Wissen
In unserem Schulsystem stand lange die Vermittlung von Wissen im Vordergrund, vor allem in den höheren Klassenstufen. Manchmal salopp als “Stoff” bezeichnet, strukturierten diese fest definierten Inhalte den Unterricht und das gesamte Schuljahr. Lernen wurde anhand von Zeitvorgaben definiert, also für wie viele Stunden ein bestimmter Inhalt im Unterricht behandelt werden soll. Nur sagt allein die Zeit nichts darüber aus, ob und wie viel deine SuS tatsächlich gelernt haben. Kurz gesagt: das zeitbasierte Lernen stellt die Inhalte in den Vordergrund, nicht die SuS.
Zeitbasiertes Lernen und kompetenzbasiertes Lernen
Beim kompetenzbasierten Lernen hingegen wird solange gelernt, bis alle SuS die entsprechenden Kompetenzen erlangt haben. Sprich, bis diese die gelernten Inhalte selbstständig wiedergeben und anwenden können.
Zur Verdeutlichung noch ein Beispiel, das zeigt, wie unterschiedlich Lernziele bei beiden Modellen formuliert werden:
- Zeitbasiertes Lernen – Chronologische Geschichte des deutschen Kolonialismus während der Kaiserzeit
- Kompetenzbasiertes Lernen – Die Sus können das Phänomen des deutschen Kolonialismus beschreiben, Ursachen nennen und gesellschaftliche Folgen aufzeigen
Du siehst, dass das Lernziel beim kompetenzbasierten Lernen viel breiter ist. Es setzt auf Verknüpfungen, Zusammenhänge und Eigeninitiative statt nur Zahlen und Fakten zu lernen.
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Kompetenzorientierung in der Schule
Kompetenzen sind demnach eine Querschnittsaufgabe, sie sind Fähigkeiten, die in vielen Situationen hilfreich und auch später im Arbeitsleben wichtig sind. Sie werden ständig erlernt, verfeinert oder in Frage gestellt – oft beiläufig und unabsichtlich.
Kompetenzen sind also wichtiger als Wissen, denn dieses kann man schnell wieder vergessen. Eine einmal gut erlernte Kompetenz jedoch, die bleibt meistens für immer. Kein Wunder, dass Kompetenz im Zusammenhang mit Bildung und Schule in aller Munde ist und man heute oft von Kompetenzorientierung in der Schule liest. Welche Arten von Kompetenzen damit aber genau gemeint sind, das erfährst du im nächsten Abschnitt.
Welche Kompetenzen gibt es im Unterricht?
Kompetenzmodelle gibt es wie Sand am Meer. Daher ist es schwierig, hier eine allgemeingültige Systematik vorzustellen. Entscheidend ist aber unserer Meinung nach, welche Kompetenzen wirklich im Unterricht und Schulalltag weiterhelfen und für die SuS sinnstiftend sind.
Dazu haben wir uns ein Video vom Online-Nachhilfelehrer Christian Kißler ausgesucht, der fünf Formen von Kompetenz im Unterricht sehr anschaulich vorstellt.
Zum Nachlesen und Verinnerlichen (Stichwort Handlungskompetenz 😉) haben wir die fünf Kompetenzformen im Unterricht für dich noch einmal zusammengefasst.
1. Wissenskompetenz
Bei der Wissenskompetenz geht es um die Fähigkeit, Wissen zu erwerben und wiedergeben zu können. Die Anwendung des Wissens spielt noch keine Rolle, daher ist im Video auch von “totem” Wissen die Rede. Wer nur Wissenskompetenz erwirbt, vergisst schnell wieder, was er gelernt hat, z. B. beim Auswendiglernen. Wichtig ist sie aber dennoch, denn besonders die Handlungskompetenz baut auf ihr auf.
2. Handlungskompetenz
Die Handlungskompetenz beschreibt die Anwendung von erworbenem Wissen. In der Schule sollte Handlungskompetenz aber immer auf Wissenskompetenz aufbauen. Das Wissen ist der Input, die Handlung der Output, also die Fähigkeit der SuS, das Gelernte zu demonstrieren. Das bezeichnet man auch als Lernziel. Manchmal kann man aber etwas auch aus dem Bauch heraus, einfach aus Erfahrung oder Gewohnheit. Es gibt demnach ebenso eine Handlungskompetenz ohne Wissenskompetenz.
3. Methodenkompetenz
Wer eine Vorgehensweise versteht und sie systematisch anwenden kann, hat Methodenkompetenz. So lassen sich bestimmte Aufgaben trotz fehlenden Wissens allein aufgrund der erlernten Methodenkompetenz lösen.
4. Urteilskompetenz
Die Urteilskompetenz besteht darin, Informationen gegeneinander abwägen zu können und dementsprechend gut begründete Entscheidungen zu treffen. Etwas beurteilen können, einschätzen lernen, Pros und Contras sammeln – all das bildet die Urteilskompetenz.
5. Sozialkompetenz
Die Sozialkompetenz ist die komplexeste aller Kompetenzen. In der Schule ist sie allgegenwärtig, denn das Klassenzimmer ist per se ein sozialer Ort. Konkret bedeutet Sozialkompetenz, nicht nur für sich, sondern gemeinsam arbeiten zu können, z. B. in Gruppenarbeiten. Dabei spielt auch Arbeitsteilung eine Rolle und die Bereitschaft, verschiedene Positionen und Hierarchien innerhalb einer Gruppe zu akzeptieren.
Übrigens: In fachlichen Dingen Kompetenz zu demonstrieren und die eigene Inkompetenz zu akzeptieren, wenn man etwas (noch) nicht kann – auch das ist Teil von guter Sozialkompetenz.
Es ist gewiss kein leichtes Unterfangen, all diese Kompetenzen bei allen deinen SuS permanent im Blick zu behalten und zu fördern. Damit du dennoch gut gerüstet bist, haben wir drei Unterrichtsmaterialien für dich zusammengestellt, die dir den schulischen Kompetenzerwerb näher bringen werden.
Unterrichtsmaterialien zum Thema Kompetenzen
Das Lerndorf
“It takes a village to raise a child” (afrikanisches Sprichwort)
In der Grundschule steht der Erwerb von sozialen Kompetenzen besonders im Fokus. Auch individuelle Lernziele sind hier keine Neuheit, sondern etwas Wohlbekanntes. Das eBook LERNDORF des AOL-Verlags ist ein neuer Ansatz, um die verschiedenen Kompetenzen im Grundschulalter miteinander zu vernetzen. So wird die Entwicklung der einzelnen SuS genau festgehalten und gemeinsam reflektiert. Am Ende entsteht ein festes soziales Netz. Ein Dorf, in dem sich jeder wohlfühlen und angenommen fühlen kann.
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Selbstreguliertes Lernen
Kompetenzen setzen eine aktive Rolle des Lernenden voraus, während die Aneignung von Wissen auch etwas Passives, Einseitiges haben kann. Das selbstregulierte Lernen geht davon aus, dass sich Kompetenzen durch eine regelmäßige Reflektion des eigenen Lernprozesses generell besser entwickeln. Das Fachwort dafür lautet Metakognition.
In diesem eBook des Auer-Verlags werden Strategien vorgestellt, die selbstreguliertes Lernen bei deinen SuS ermöglichen. So lassen sich deine SuS aus ihrer – oft vorherrschenden – Rolle der reinen Konsumenten von Bildung herauslösen und werden aktiver Teil ihrer eigenen Entwicklung.
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Warum es mehr braucht als Digitalisierung
© Tom Werner / DigitaVision
Die neuen Medien verändern das Lernverhalten rapide. Doch welche neuen Kompetenzen gehen damit einher? Diese Frage stellt sich das eBook “Zeitgemäße Bildung in der Schule” des Raabe-Verlags.
Denn Digitalisierung bedeutet weitaus mehr als das Anschaffen von Laptops oder Tablets. Die Autorin zeigt auf, welche sozialen Kompetenzen im vernetzten 21. Jahrhundert an Bedeutung gewinnen und zeigt die direkten Folgen für die Schule und das Lernen der Zukunft auf.
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